Leidenschaft für Temperiertechnik

Frank Rieger, Produktionsleiter bei der Peter Huber Kältemaschinenbau SE, steht vor deren Produktionshalle.

„Prozesse ständig durchleuchten und anpassen“

Frank Rieger, Produktionsleiter bei der Peter Huber Kältemaschinenbau SE, erklärt im Interview, welche Rolle das passende ERP-System im Unternehmen spielt und an welchen Stellen Automatisierung bzw. Digitalisierung für den führenden Anbieter von hochgenauen Temperierlösungen für Forschung und Industrie am wichtigsten ist.

„Als ich vor 33 Jahren bei der Firma Huber angefangen habe, waren wir gerade mal 27 Mitarbeiter“, erklärt Frank Rieger während des Rundgangs durch die beeindruckende Tangofabrik der Peter Huber Kältemaschinenbau SE in Elgersweier bei Offenburg. Warum eigentlich Tango? Die 1998 gebaute Fabrik wird von Anfang an mit dem Slogan „It takes two to tango“ beworben. Neben dem Bezug zur Regelungstechnik drückt der Slogan immer eine Gemeinschaftsleistung aus: zwischen dem Unternehmen und den Mitarbeitern, seinen Kunden und seinen Partnern, wie zum Beispiel schrempp.

Herr Rieger, die preisgekrönte Tangofabrik wird gerne als kältester Punkt der Ortenau bezeichnet. Können Sie kurz erklären, was damit gemeint ist?
Mit unseren Geräten können Flüssigkeiten bis auf -125°C temperiert werden. Beim Verdampfungssystem kommen wir sogar bis auf -140°C. Das schafft sonst niemand von unseren Wettbewerbern. Hier in unserem Werk werden Flüssigkeiten im Rahmen der Testläufe der Geräte und Applikationen gekühlt. Das Fabrikgebäude selbst ist dank seines energetischen Konzepts mit 100 Prozent Ökostrom und Wärmerückgewinnung übrigens ebenfalls ein thermodynamisches Meisterstück, das 2016 den Umweltpreis für Unternehmen des Landes Baden-Württemberg gewonnen hat.

Nicht erst seit dem Bau der Tangofabrik 1998 ist die Peter Huber Kältemaschinenbau SE rasant gewachsen und es kamen immer mehr verschiedene Anwendungsbereiche und Modelle hinzu. Um diesen wachsenden Anforderungen gerecht zu werden, sind verlässliche IT-Strukturen notwendig. Wie ist Ihre EDV organisiert und welche Rolle spielt dabei das ERP-System?
Wir haben insgesamt 12 Anwendungen, die je nach Anforderung über Schnittstellen miteinander verbunden sind. Dazu gehören neben dem ERP und dem CRM-System klassischerweise Anwendungen für die Konstruktion, die Fertigung, die Materialwirtschaft oder auch Betriebsdaten- und Personalzeiterfassung. Das Herzstück ist dabei SIVAS.ERP als zentraler Datenpool. Mit SIVAS.ERP steuern wir sämtliche Prozesse in der Produktion und Materialwirtschaft. Darüber hinaus gibt es eine Schnittstelle zu unserem Verwaltungstool DAISY, das mit den Daten aus SIVAS.ERP sämtliche Auswertungen im Bereich Controlling und Kostenrechnung erstellt. Übrigens sind bei uns – das wird Sie vielleicht überraschen – sämtliche Programme On Premise installiert, da wir sehr großen Wert auf Sicherheit legen.

Seit Juni 2020 setzen Sie in der Produktion auf SIVAS.ERP. Was waren die Gründe für die Entscheidung?
Bevor SIVAS.ERP bei uns zum Einsatz kam, haben wir alles über DAISY abgebildet. Allerdings stießen das System und der Anbieter im Hinblick auf unser schnelles Wachstum und die sich fast täglich ändernden Anforderungen irgendwann an ihre Grenzen. Somit war klar, dass wir nach einer passenden ERP-Lösung Ausschau halten mussten. Wir haben uns damals einige Systeme angeschaut und Unternehmen besucht, die die jeweiligen Systeme im Einsatz hatten. Bei den Firmen, die mit SIVAS.ERP arbeiten, hatten wir einen sehr guten Eindruck und haben durchweg positive Rückmeldungen bekommen. Vollständig überzeugt hat uns am Ende der in SIVAS.ERP integrierte Produktkonfigurator, der die Produkte mit Hilfe von Entscheidungstabellen, Formeln und Bedingungen logisch definiert. Ein derart durchdachtes und vielseitig einsetzbares System gab es bei keinem anderen Anbieter.

In welchen Bereichen nutzen Sie SIVAS.ERP?
Wir arbeiten in allen Bereichen der Fertigung mit SIVAS.ERP. Sämtliche Produktionsprozesse – inklusive der Fertigungsstraße – sowie die komplette Materialwirtschaft und Logistik sind an SIVAS.ERP angebunden. Sehr wichtige Funktionen sind für uns auch die Personaleinsatzplanung und die Feinplanung, um Produktionsausfälle durch Kapazitäts- bzw. Materialengpässe möglichst frühzeitig abwenden zu können. Die Experten von schrempp haben unsere Prozesse von Anfang an verstanden und nutzerfreundlich abgebildet. Darüber hinaus liefern uns die durchgängigen Daten eine zuverlässige Grundlage für strategische Geschäftsentscheidungen.

Ein Highlight in Bezug auf die Integration von SIVAS.ERP war 2021 die Anbindung an ein automatisches Kistensystem in der Lagerverwaltung. Welche Vorteile hat dieser Automatisierungsschritt gebracht?
Die Anbindung von SIVAS.ERP an unser Lagerverwaltungssystem hat den Prozess der Kommissionierung sehr stark vereinfacht. Der größte Vorteil ist, dass die Anzahl der Fehler beim Kommissionieren gegen Null tendiert. Dadurch, dass SIVAS.ERP von jedem Teil ein Bild anzeigt, müssen die Mitarbeitenden die Produkte nicht mehr kennen. Das macht den Personaleinsatz wesentlich flexibler. Vorher wurden einmal pro Tag sämtliche benötigten Teile aus den damaligen sieben Lagersystemen in einen Ausgangsbahnhof ausgelagert. Dort mussten die Kommissionierer manuell ihre Teile rauspicken.

Wie funktioniert das neue System?
Das automatische Kistensystem des Herstellers LT Fördertechnik mit rund 4700 Kistenstellplätzen umfasst zwei baugleiche Anlagen, d.h. zwei Türme mit jeweils zwei unterschiedlichen Kistenhöhen und je 15 m langen Transportbändern, die gleichzeitig als Pufferstrecken für das Auslagern von Kisten dienen. Da das Lagersystem komplett über SIVAS.ERP gesteuert wird, können bereits über Nacht Kisten automatisch für den nächsten Tag ausgelagert werden, welche gleich zu den Arbeitsplätzen befördert werden. Das in SIVAS integrierte Lagerverwaltungssystem, welches mit dem Kistensystem gekoppelt ist, protokolliert jede Lagerbewegung mit der entsprechenden Bewegungsart, Kostenstelle, Kostenträger, Erfasser, Erfassungsdatum etc. Somit lässt sich der Lagerbestand eines Teils jederzeit ermitteln und nachvollziehen. Auch eine Permanente Inventur lässt sich problemlos über das Lagerverwaltungssystem durchführen.

Ein ERP-System entwickelt sich laufend weiter, Hand in Hand mit der Entwicklung der Strukturen und Prozesse im Unternehmen. Welche Entwicklungen stehen bei Ihnen aktuell auf der Agenda?
Sehr wichtig ist aktuell das Thema Umbauaufträge. Das bedeutet, dass wir in unserem Vertriebslager permanent einen Bestand an Standardprodukten haben, die wir jedoch regelmäßig anpassen, wenn ein Kunde eine andere Variante bestellt. Ein solcher Umbau dauert zwei Wochen – eine komplette Neufertigung drei Monate. Somit können wir unseren Kunden auch für Sonderanfertigungen sehr schnelle Lieferzeiten garantieren. Aktuell sind wir dabei, diesen Prozess über SIVAS.ERP zu automatisieren und setzen dabei auf die Erfahrung der Spezialisten von schrempp.

Ein weiterer aktueller Punkt auf unserer Agenda ist die Einführung eines ConWIP Systems. Wie bei dieser Methode vorgesehen, teilen wir unsere komplexen Produktionsabläufe in überschaubare, teilautonome Abschnitte auf. Entscheidend für den reibungslosen Ablauf von Aufträgen sind Produktionsabschnitte, die mögliche Engpässe darstellen, insbesondere solche mit variablen Engpasskapazitäten, sei es bei Maschinen oder Arbeitsplätzen. Durch die Implementierung eines ConWIP-Regelkreises können wir solche Situationen effektiv bewältigen und die Auslastungen der einzelnen Abteilungen perfekt aufeinander abstimmen.

Welche Rolle spielen bereits heute oder demnächst für Sie Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz (KI) oder das Internet der Dinge?
Mit diesen Themen beschäftigen sich bereits einige Abteilungen hier im Haus. In der Produktion beispielsweise prüfen wir immer wieder neue Technologien, um Produktionsprozesse zu optimieren, zu automatisieren und die Effizienz zu steigern. Die Automatisierung von Produktionsprozessen, die bisher viel Handarbeit erfordern, ist jedoch eine komplexe Herausforderung. Eine sorgfältige Planung und Implementierung ist dabei sehr wichtig, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen und sicherzustellen, dass menschliche Arbeitskräfte effektiv mit den automatisierten Systemen zusammenarbeiten können.

In unseren Entwicklungsabteilungen spielen Themen wie KI, Big Data, IoT und Industrie 4.0 eine immer wichtigere Rolle. Unsere Geräte müssen sich in die modernen Produktionsumgebungen des Kunden einfügen und sich mit anderen Systemen vernetzen. Es muss sichergestellt sein, dass unsere Software und Schnittstellen immer auf dem neusten Stand der Technik sind. In der Regelungstechnik erhält künstliche Intelligenz ebenfalls Einzug, beispielsweise bei der Entwicklung von selbstlernenden Temperaturregelungen, welche sich automatisch an die Anwendungsbedingungen anpassen.

Im Bereich Marketing, Vertrieb und Kundenservice werden schon jetzt verschiedene KI-Tools eingesetzt oder deren Anwendung geprüft. Chatbots, KI-gestützte Content-Erstellung oder automatisierte Kundenansprache sind hier nur einige Schlagworte.

Zurück von der Technik zum Menschen: Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit zwischen Ihnen als Kunden und schrempp als ERP-Anbieter für Sie?
Automatisierung findet bei uns weniger in der Fertigung direkt statt, sondern vielmehr in der Steuerung der Prozessabläufe und diese bildet SIVAS.ERP ab. Somit hat die Zusammenarbeit mit schrempp für uns oberste Priorität. Da wir unsere Prozesse ständig durchleuchten und anpassen, gibt es auch in Bezug auf SIVAS.ERP permanent etwas zu tun. Auch wenn die gemeinsame Arbeit an den Prozessen mitunter recht anstrengend und fordernd ist wissen wir, dass wir uns auf die Kolleginnen und Kollegen aus Lahr jederzeit verlassen können. Die Consultants von schrempp, die fast dauerhaft bei uns im Einsatz sind, gehören schon fast zum Team und wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.

Sie wollen mehr über die Peter Huber Kältemaschinenbau SE erfahren? Lesen Sie dazu unseren Referenzbericht.

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